Häuser aus Verpackungen – Bericht in der Märkischen Allgemeinen (MAZ)

Zum globalen Thema Flucht und Vertreibung hat das Gubener Unternehmen Technamation Technical Europe GmbH (Spree-Neiße) einen besonderen Bezug. Die Firma will unter anderem für Basismaterialien zum Bau etwa von provisorischen Flüchtlingsunterkünften sorgen.

Der in Syrien geborene Mitgründer und Maschinenbau-Ingenieur Bashar Idilbi hat durch den Bürgerkrieg in dem arabischen Land und den Eroberungsfeldzug der Terrormiliz IS zudem sein Unternehmen dort samt den Produktionsanlagen verloren.

Mag sein, dass auch dies dazu beigetragen hat, dass Technamation zu den Nominierten für den diesjährigen Innovationspreis Berlin-Brandenburg (s. Infokasten) zählt, die heute in Berlin vorgestellt werden. Am 2. Dezember 2016 erhalten bis zu fünf Gewinner dann im Rahmen der Preisverleihung im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin einen der mit jeweils 10 000 Euro dotierten Innovationspreise. Entscheidender für die Qualifizierung zur Finalrunde dürfte indes der Rohstoff sein, mit dem das Unternehmen die Basis für Containerhaus-Wände genauso wie etwa für Bodenbelege schaffen will. Vorwiegend besteht das entwickelte Granulat aus überschüssigen Getränkeverpackungen, Fotopapier und anderen Verbundmaterialien.

Mit dieser Lösung für die Wiederverwertung von Verpackungsmüll zählten die Gubener 2014 schon zu den Bewerbern für den Brandenburger Innovationspreis Kunststoffe und Chemie. Die Auszeichnung holten letztlich andere. Gleichwohl gehört Technamation Fachleuten zufolge zu den innovativsten Unternehmen in der Branche der grünen Technologie landesweit. Das wird auch durch die Produktionsweise dokumentiert. So wird das Granulat mit Anlagen produziert, die nur rund die Hälfte der Energie vergleichbarer Maschinen verbrauchen und komplett ohne den Einsatz von Wasser auskommen, das anschließend wieder aufwendig und teuer entsorgt werden müsste. Unter Druck wird aus dem Granulat, das zu 80 Prozent aus Zellulose und etwa 20 Prozent aus Kunststoff besteht, ein Verbundstoff mit unterschiedlichem Profil für den Baueinsatz produziert. "Das Material ist dabei formbar und widerstandsfähig wie Kunststoff, aber in der Optik ansprechend wie Holz", sagt Geschäftsinhaberin Patricia Idilbi. Zudem ist es vollständig recycelbar.

Doch der studierten Dolmetscherin und Marketing-Expertin schweben noch viel weitergehende Einsatzgebiete für das Granulat vor. "Es gibt sehr viele Anfragen auch für Spritzguss-Produkte unter anderem für die Möbelindustrie", weiß Idilbi. Basisstoffe, die wie beim Recycling mit Ökologie zu tun haben, würden zunehmend wichtiger und beliebter, erklärt sie den Erfolg des entwickelten Granulats.

Der Trend zu allerlei Accessoires für die Wohnung über Einrichtungsgegenstände hinaus und der geplante Einsatz etwa als Rohstoff für Unterkünfte für Flüchtlinge oder Opfer von Naturkatastrophen beflügeln Ausbaupläne. Im kommenden Jahr wolle Technamation expandieren, kündigt Idilbi an. Aus dem Unternehmen mit derzeit drei Mitarbeitern soll dann ein Produzent mit 30 bis 40 Beschäftigten werden.

Zum Einsatz der Zellulose-Kunststoff-Profile für Unterkunftscontainer laufen Gespräche zu Kooperationen europaweit aber auch etwa in Indien oder dem Libanon. Perspektivisch könnte im Rahmen der angestrebten Joint Venture auch eine Produktion direkt vor Ort möglich werden. Gerade in Indien attestieren Wirtschaftsorganisationen hiesigen Unternehmen einen Milliardenmarkt. In der Vergangenheit ist der Handelsumsatz kontinuierlich gewachsen.

(Quelle: Märkische Allgemeine - Potsdamer Tageszeitung vom 01.11.2016, Seite 8)